Rheinbach

Betti und Tanja Brünagel packten Sandsäcke in eine Schubkarre. Die beiden Frauen aus Flerzheim blickten gestern Vormittag am Dorfplatz auf die immer noch kurz unterhalb der Kanalröhrenkante schnell dahinfließende Swist, atmeten aber auf. Ihr Heim, nur wenige Meter vom Bach entfernt, ist dieses Mal vom Hochwasser verschont geblieben. „Bei der Flut vor drei Jahren stand bei uns das Wasser 1,5 Meter hoch im Haus. Da hatten wir natürlich jetzt Riesenangst“, berichtete Betti Brünagel nach einer nervenaufreibenden Nacht.

Die Freiwillige Feuerwehr war am Donnerstagabend rechtzeitig zur Stelle, pumpte Wasser ab, das aus den Kanälen drückte und errichtete Hochwasserschutzelemente, die nach der Flut 2021 angeschafft worden waren. Die Bevölkerung erhielt zusätzlich Sandsäcke zum Schutz ihrer Gebäude. Die Feuerwehr, Mitarbeiter des Betriebshofs sowie der Stab für außergewöhnliche Ereignisse der Stadt waren die ganze Nacht über im Einsatz, um Schäden abzuwenden. Kleinere Überflutungen in der Konrad-Adenauer-Straße, am Swistbach, in der Mönchstraße und in der Zippengasse gab es aber trotzdem. Der Selbsthilfe-Standort im Sportlerheim des FC Flerzheim war bis drei Uhr morgens und die Notfall-Meldestelle im Feuerwehrgerätehaus bis vier Uhr aktiv. Auch ein Bürgertelefon war geschaltet. Gestern Vormittag wurden die Aufräumarbeiten fortgesetzt und das mobile Hochwasserschutzsystem wieder abgebaut. Am späten Donnerstagnachmittag waren heftige Gewitter über das nördliche Rheinland-Pfalz, insbesondere über die Gemeinde Grafschaft, aber auch über Wachtberg, Meckenheim, Rheinbach und Swisttal gezogen.

Meckenheim

In Meckenheim überschwemmte die rasant ansteigende Swist die Aue in der Altstadt und reichte bis an den neuen Hochwasserwall heran. Der Ersdorfer Bach lief laut Anwohnern an der Einmündung in die Oberdorfstraße gestern über, da das Sperrgitter von Treibgut blockiert war. Mitarbeiter der Stadt schaufelten es frei; Anwohner hoben zusätzlich Kanaldeckel ab, damit das Wasser ins unterirdische Bachbett abfließen konnte. Sie berichteten, dass die Fangkörbe unter den Deckeln total verdreckt und verstopft gewesen seien.

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Die Meckenheimer Feuerwehr meldete insgesamt 31 Einsatzstellen; 60 Freiwillige seien vor Ort gewesen. Der Malteser Hilfsdienst unterstützte die Blauröcke mit Verpflegung, die Feuerwehr Bonn stellte 600 Sandsäcken zur Verfügung. Vor dem Betreten der Bereiche entlang der Swist und der zulaufenden Bäche wurde gewarnt. Es bestehe Lebensgefahr.

Swisttal

Im Laufe des Abends erreichten die Wassermassen in der Swist über Meckenheim und Rheinbach auch Swisttal. Der Pegel stieg der Feuerwehr zufolge teilweise einen Zentimeter pro Minute, insbesondere im Bereich Morenhoven. Hier wurde im Laufe der Nacht ein maximaler Pegel von 2,55 Metern festgestellt. Gegen 22.20 Uhr wurde die die Führungsstelle der Feuerwehr im Gerätehaus Miel besetzt.

Um Mitternacht wurde dann die Löschgruppe Morenhoven alarmiert, da eine Gefährdung der Anlieger nicht mehr ausgeschlossen werden konnte. Die Einsatzkräfte warnten unter anderem mit Lautsprecherdurchsagen und an den Haustüren. Später kamen Einheiten aus Buschhoven und Odendorf hinzu, um Hochwasserschutzsysteme und Deiche zu errichten. Die Ludendorfer Wehr füllte am Bauhof Sandsäcke, es wurden sogar welche aus Sankt Augustin bereitgestellt.

Am Morgen entspannte sich die Lage in Morenhoven leicht. Bei Miel musste allerdings die Bundesstraße 56 gesperrt werden, da die Fahrbahn überspült worden war. In weiten Teilen erreichte die Swist in diesem Bereich die Breite eines stattlichen Sees. Durch das nur langsam ablaufende Wasser sind die Bundesstraße zwischen der Anschlussstelle Miel und der Kreuzung L163 (Vier Bänke) und die Landesstraße L163 (Baumschulenweg) in Meckenheim-Flerzheim derzeit nicht befahrbar.

Die Sperrungen werden, abhängig von der Entwicklung der aktuellen Wetterlage, voraussichtlich bis zum Abend bestehen bleiben und aufgehoben, nachdem die Fahrbahn und die Brückenbauwerke durch Straßen.NRW auf eventuelle Schäden geprüft und anschließend gereinigt wurden. Die Vollsperrung der Kreisstraße K62 zwischen Rheinbach-Wormersdorf und Meckenheim wurde um 12 Uhr wieder aufgehoben.

Ein besonderes Augenmerk hatte die Gemeinde auf den Pegel in Heimerzheim; die Führungsstelle war gestern weiterhin besetzt. Wachtberg In Wachtberg lag der Schwerpunkt nach dem Gewitter in Fritzdorf, bereits um 20.15 Uhr waren vier kleinere Einsatzstellen aber abgearbeitet und die Pegelstände des Mehlemer und Godesberger Bachs sanken.