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Neues vom SeniorenforumBarrierefreier Klönschnack in Rheinbach

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Joachim Diedrichs vom Seniorenforum auf einer der Bänke, die der Verein bald der Stadt übergeben wird. Gerade die an der evangelischen Kirche war zerstört worden.

Joachim Diedrichs vom Seniorenforum auf einer der Bänke, die der Verein bald der Stadt übergeben wird. Gerade die an der evangelischen Kirche war zerstört worden.

Das „Seniorenforum Rheinbach“ will Mitgliedern ab April einen barrierefrei erreichbaren Klönschnack im Waldhotel bieten. Der Vorsitzende sprach mit der Rundschau über Rentner mit Geldsorgen und die Zukunft der Wartebänke.

Ein „Klönschnack“ im Waldhotel soll künftig der Vereinsamung von Senioren in Rheinbach entgegensteuern. Der Verein „Rheinbacher Seniorenforum“ hat sich das Angebot ausgedacht und lädt schon für den 17. April zur Premiere. Barrierefreier Zugang vom Parkplatz und einen Fahrservice, um überhaupt dort hinzugelangen, gehören zum Konzept. Joachim Diedrichs, der Vorsitzende, sprach mit der Rundschau auch über andere Neuigkeiten, etwa die zunehmenden Geldsorgen von Rentnern und die Zukunft der vom Verein gestifteten Holzbänke an Haltestellen des Stadthüpfers.

Rheinbacher zum Gespräch gebeten

Die Idee für den Klönschnack, wie Diederichs das Plaudertreff nennt, sei Ende vergangenen Jahres aufgekommen, und sie kam dem Mann, der seit etwa anderthalb Jahren den 60 bis 70 Mitglieder starken Verein führt, gerade recht. Er hatte sich ohnehin vorgenommen, das Rheinbacher Seniorenforum in der Öffentlichkeit wieder etwas präsenter zu machen. „Wir gehören zu einem Ehrenamtsbereich, der häufig etwas unter dem Radar läuft“, findet Diedrichs.

„Die älteren Menschen wollen sich auch mal untereinander unterhalten. Es geht um die Einsamkeit der Leute“, erklärte der Vorsitzende, und Vereins-Sprecher Michael Vollert ergänzt mit einem typischen Fall: „Die Oma lebt im zweiten Stock und kann die Treppe nicht mehr gehen, die Tochter wohnt in München. Den Rest können Sie sich denken.“

Altentreffs sind freilich nichts Neues. Die Caritas bietet so etwas auch, also hat das Seniorenforum ein eigenes Konzept aufgesetzt. Zehn bis 15 Freiwillige stehen schon parat, die eine Moderation übernehmen können, also mit den Alten klönen wollen, über den im Verein üblichen E-Mail-Kontakt mit den Kunden, wie Diedrichs sie nennt, hinaus. „Die meisten Teilnehmer dürften selbst zum Waldhotel kommen, aber eventuell wird ein Fahrdienst nötig sein“, sagt der Vorsitzende. Er ist also vorbereitet.

Beginn des Klönschnack am 17. April ist um 15.30 Uhr. „Er steht Mitgliedern und solchen, die es werden wollen, offen“, wie Diedrichs sagt. Eine Anmeldung ist notwendig unter Ruf 02226 8923480 auf dem Anrufbeantworter.

Die Taschengeldbörse in Rheinbach

Ehrenamtliche Kräfte kümmern sich um Senioren im Stadtgebiet - unabhängig davon, ob diese noch zu Hause leben, oder in einem Heim. Beim Älter werden gebe es verschiedene Altersphasen, erklärt Diedrichs: „Es gibt eine Übergangsphase vom Arbeitsleben ausgehend. Dann zwickt es zunehmend hier und da, und es folgt der Übergang vom aktiven Leben in die zunehmend betreuungslastige Phase, der medizinische Dienst kommt vorbei ...“ 

So komme dann jeder mal an den Punkt, an dem er etwas nicht mehr kann, etwa den Garten bewältigen. Das war der Grund dafür, die Taschengeldbörse einzuführen. Die bringt in Zusammenarbeit mit den weiterführenden Schulen Menschen zusammen, die Hilfe brauchen, und solche, die helfen mögen. Schüler sind idealerweise zwischen 14 und 20 Jahre alt, erhalten so ein Taschengeld, wenn sie vielleicht für einen Senior einkaufen gehen, den Rasen mähen oder auch mal ein Möbelstück transportieren.

Auch Hilfe am PC ist gefragt, wenn der Besitzer gerade mal weiß, wie er an und aus geht, aber nicht, wo er denn seine Fotos findet. „Es geht darum, den Senioren bei alltäglichen Dingen zu helfen“, erläutert Diedrichs. Etwa 550 Vermittlungen gab es seit der Einführung des Angebots, jedes Jahr knapp 100.

Senioren mit Bedarf wenden sich an Ruf 02226 8923477 oder schreiben an info@rheinbacher-seniorenforum.de. Schüler, die sich anbieten wollen, wenden sich an 02226 917210 oder schreiben an helfen@blickwechsel-rheinbach.de

Rheinbacher Senioren mit Geldsorgen

Die Inflation hat dem Verein schon spürbar Mehrarbeit beschert, wie Joachim Diedrichs einräumt: „Viele melden sich, weil sie mit der Rente nicht zurechtkommen.“ Wer Schwierigkeiten bei der Feststellung einer Pflegestufe hat oder Fragen zum medizinischen Dienst, Medikamentenzuzahlungen, und wie man den vielleicht auch nur kleinen Fehlbetrag aus Selbstzahleranteil und tatsächlichen Kosten erstattet bekommt, wird meist an das Rheinbacher Seniorenforum verwiesen, weil es sich über die Jahre dazu eine besondere Kompetenz aufgebaut hat.

„Für jemanden, der nur 2500 Euro und nicht mal den Beihilfeanspruch aus dem Staatsdienst hat, kann es schnell eng werden“, sagt Diedrichs. Sein Verein ist darauf spezialisiert, vor allem im Einzelfall kompetent zu beraten. Das Angebot können auch Angehörige in Anspruch nehmen. „Wir helfen und beraten bei Problemen mit Behörden, Krankenkassen, Pflegediensten und anderen Institutionen“, steht etwa im Flyer, mit dem sich das Rheinbacher Seniorenforum aktuell vorstellt.

Eine Zahl der aktuellen Kunden gibt es nicht, zumal die Hilfestellungen von einmalig bis täglich reichen können. Aber dafür hat der Verein nicht nur das Ohr an seinen Mitgliedern. Er ist mit anderen Organisationen aus der Altenarbeit vernetzt, mit Pflegediensten und den Seniorenresidenzen in der Stadt. Diedrichs: „Aus den Heimen haben wir vor allem mitbekommen, dass es mehr Menschen als noch vor dem Beginn der Inflation gibt, die Geldprobleme haben. Und das wird uns besonders klar, wenn wir vor Weihnachten mit den Residenzen abgleichen, wem wir aus solch einem Grund etwas zukommen lassen sollten. Die Zahl steigt!“

Für gewöhnlich tauchten solchermaßen Betroffene erst als Kunden des Vereins auf, wenn wirklich eine Geldquelle weggebrochen ist, zumal für einen Platz in einem Heim in der Regel vorab das Finanzielle geklärt sei. „Oft gibt es einfach dann Probleme, wenn jemand den finanziellen Überblick verliert, etwa in dem er sich zu viele Verträge an der Haustür aufschwatzen lassen hat.“ So ist auch Schuldnerberatung ein Thema, grundsätzlich aber auch jedes andere Geldproblem, etwa, wenn der Einbau eines Treppenlifts finanziert werden soll.

Parallel wird es für Rheinbacher schwierig, einen Heimplatz in der eigenen Stadt zu finden. „Die Heime sagen uns, sie können nur noch ab Pflegestufe 3 aufnehmen“, sagt Diedrichs.

Bänke in Rheinbach

Der Verein hat vor drei Jahren noch eine ganz andere Sache finanziert: 15 Ruhebänke an Haltestellen des Stadthüpfers, vor der ehemaligen Pallotti-Kirche, an der alten Polizeiwache, vor der evangelichen Kirche ... Dabei ging es darum, dass Senioren, anders als jüngere Menschen, eine Bank benötigen, aus der sie auch wieder hochkommen, wenn sie sich darauf ausgeruht haben. Der Verein hatte darum eigene Bänke entwerfen und anfertigen lassen und im öffentlichen Raum aufgestellt. Sie sind damals in der Justizvollzugsanstalt Wittlich angefertigt worden.

Und weil das eben schon drei Jahre her war, gab es jüngst einiges zu reparieren oder gar nach Zerstörung zu ersetzen. Das ist nun erledigt. Aber der Verein will nicht weiter für die Bänke verantwortlich sein und wird sie darum an die Stadt Rheinbach übergeben, wie der Vorsitzende ankündigte.


Der Verein Rheinbacher Seniorenforum sucht immer aktive Menschen, die seine Arbeit unterstützen möchten. Wir wollen ein Bindeglied innerhalb der Pflegedienste sein, Probleme gemeinsam angehen und bei der Kapazitätsgrenze zusammenarbeiten, sagt Diedrichs. Es gebe viele Möglickeiten, sich einzubringen, wie etwa das Engagement der über 80 Jahre alten Monika Bauers zeige, die immer wieder in Pflegeheime gehe und dort zur Freude der Bewohner Klavier spiele. „Jedes Mal, wenn sie ‚Wenn der weiße Flieder wieder blüht‘ spielt, fließen die Tränen.“

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