Alarm in SchwedenAngst vor Terror beim ESC-Finale in Malmö

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Ihre Teilnahme sorgt für Unruhe: Eden Golan vertritt Israel in Malmö.

Ihre Teilnahme sorgt für Unruhe: Eden Golan vertritt Israel in Malmö. Es wird ein strenges Sicherheitskonzept geben.

Die Teilnahme Israels an dem Gesangswettbewerb macht die schwedische Hafenstadt vom 7. bis 11. Mai zu einer Hochsicherheitszone.

Eden Golan ist gehalten, sich einzusperren: der israelische Inlandsgeheimdienst „Shin Bet“ hat der Teilnehmerin des Eurovision Song Contest (ECS) dringend angeraten, im Hotelzimmer in Malmö zu verbleiben – von ihren Auftritten mal abgesehen. Die Teilnahme Israels an dem Gesangswettbewerb macht die schwedische Hafenstadt vom 7. bis 11. Mai zu einer Hochsicherheitszone.

Warnstufe steht auf vier – die Skala reicht bis fünf

Die Kräfte der schwedischen Polizei reichen nicht aus, es werden Beamte aus Norwegen und Dänemark zur Unterstützung anreisen. Mittlerweile steht die Terrorwarnstufe in Schweden auf vier in der Skala von fünf. Durch den Krieg zwischen Hamas und Israel kam es zu „einer verstärkten Radikalisierung und Polarisierung auch in Schweden“ wie es Gunnar Strömmer ausdrückt, der schwedische Justizminister, welcher nach eigenem Bekunden sich ständig vom Inlandsgeheimdienst Säpo unterrichten lässt.

Denn zu den 100.000 Musikfreunden werden 20.000 Personen hinzukommen, welche gegen Israel protestieren wollen, so zumindest die Ankündigung von palästinensischen Gruppen in Schweden. „Malmö verurteilt den Völkermord“ oder „Genozid Wettbewerb“ steht auf Plakaten in der Stadt, welche gegen Israels Militäreinsatz im Gaza-Streifen protestieren. Ein Alternativ-Festival soll zudem stattfinden.

„Ich weiß nicht, was da auf mich zukommt, aber ich bereite mich auf schlimme Dinge vor (...) ich bin auf jedes Szenario vorbereitet“, sagt die zwanzigjährige Sängerin, welche nach ihrer Ankunft in Malmö stets ein besonderes Aufgebot an Leibwächtern um sich herum haben wird. Die Ablehnung kann sich in Krawallen manifestieren, vorsorglich werden demnächst die Untersuchungshäftlinge Malmös in den überfüllten Gefängnissen Göteborgs untergebracht, um Platz bei Massenverhaftungen zu haben.

Die Ablehnung zeigt sich bereits im Boykott: Rund zwanzig Prozent der schwedischen Musiker und sonstigen Kreativen, welche von der Stadt Malmö für Nebenveranstaltung gebucht worden sind, haben aus politischen Gründen abgesagt; zudem plädieren mehr als tausend schwedische Kulturschaffende in einem Protestschreiben für einen Ausschluss Israels. Bereits 57.000 Unterschriften konnten von zwei linken Organisationen gesammelt werden, welche sich für das gleiche Ziel aussprachen.

Auch die Stadt Malmö an sich scheint für Israel problematisch zu sein. Die Aussage des konservativen israelischen Medienkonzerns „Arutz Sheva“, sie sei die „antisemitischste“ in ganz Europa, wirkt plakativ und übertrieben. Fakt ist, dass in Malmö viele Einwohner muslimischen Glaubens sind, auch solche mit palästinensischen Wurzeln.

Krieg im Gazastreifen verschärft Situation

Bereits 2009 kam es zu antijüdischen Krawallen von muslimischen und linken Gruppen während eines Tennis-Spiel zwischen Schweden und Israel, wobei tausend Polizisten eingesetzt werden mussten. Israel drohte darum im Vorfeld von der Eurovision 2013, die Beteiligung abzusagen, sollten nicht bessere Sicherheitsauflagen erfüllt werden.

Brenzlig erscheint auch eine für den 3. Mai angekündigte Koran-Verbrennung, die die Polizei vielleicht genehmigen wird – das schwedische Demonstrationsrecht gilt als umfassend. In dem Migrantenviertel Rosengard kam es bei einer solchen Aktion bereits im vergangenen September zu schweren Unruhen.

Bekannt ist Malmö zudem dafür, dass Mitglieder der kleinen jüdischen Gemeinde die Stadt aufgrund von Anfeindungen durch Muslime verlassen. Auch nach Beginn des jüngsten Krieges zwischen der Hamas und Israel kam es in Malmö bereits zu Anfeindungen.

Mira Kelber, die Sprecherin der „Jüdischen Jugend“ und eigentlich ein Fan des internationalen Musikwettbewerbs, hat gegenüber den Medien schon im Vorfeld erklärt, die ESC-Veranstaltungen nicht zu besuchen. „Ich werde keine unnötigen Risiken auf mich nehmen.“

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