Gutachten liegt vorKaum Chance auf Stadtbahn zwischen Deutzer Hafen und Deutzer Bahnhof

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Deutzer Hafen, Cobe

Schöne neue Hafenwelt: Eine Visualisierung zeigt das geplante neue Stadtquartier Deutzer Hafen.

In Köln-Deutz steht eine wegweisende Entscheidung bevor: Soll der Deutzer Hafen mit dem Bahnhof verbunden werden? Ein Gutachten empfiehlt, eine neue Stadtbahnlinie zu vermeiden

Es ist eine naheliegende Verbindung. Im Deutzer Hafen will die Stadt ein Vorzeige-Quartier in bester Lage errichten, und passend dazu befindet sich mit dem Deutzer Bahnhof ein ÖPNV-Drehkreuz in nicht allzuweiter Entfernung. Was läge also näher, als das neue Quartier direkt mit dem Bahnhof zu verbinden – idealerweise gleich mit einer Stadtbahnlinie. In Zeiten der Verkehrswende eigentlich ein Muss. Und dennoch, dazu wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht kommen. Ein Gutachten im Auftrag der Stadtverwaltung kommt zu dem Schluss, eine direkte Anbindung des Deutzer Hafens an den Deutzer Bahnhof wäre mit einem kaum zu vertretenden Aufwand verbunden. Darum empfehlen die Experten, eine Buslinie 150 anzupassen.

Die Notwendigkeit eines direkten Drahtes zwischen dem neuen Viertel und dem zweitgrößten Bahnhof Kölns ist zweifelsfrei gegeben. Die Gutachter gehen von 18 000 täglichen Fahrten mit dem öffentlichen Personennahverkehr durch den „Deutzer Hafen“ aus. Rund 11000 davon dürften die Innenstadt zum Ziel haben. Rund 7000 werden voraussichtlich in Richtung Deutzer Bahnhof unterwegs sein.

Welche Möglichkeiten wurden untersucht?

Wie groß der Aufwand wäre, eine Stadtbahnverbindung herzustellen, lässt sich bereits beim Durchblättern des Gutachtens erkennen. Es ist eine hochkomplexe Arbeit, die dort abgeliefert wurde. Im Grunde haben die Gutachter zwei Varianten untersucht: eine unterirdische und eine oberirdische Stadtbahnverbindung zwischen Deutzer Hafen und Deutzer Bahnhof.

Was sind die Probleme bei einer U-Bahn?

Bei der unterirdischen Variante wurden nochmals drei mögliche Gleisführungen untersucht. Bei zwei von ihnen soll die neue Stadtbahnlinie unter der Rechtsrheinischen Rampe der Deutzerbrücke fahren und auf den Linienweg der 1 und 9 einschwenken. Bei der dritten Variante würden die Gleise parallel zur Mindener Straße geführt. Zumindest für die ersten beiden Ansätze sagen die Gutachter klar: Die Machbarkeit werde durch „massive Eingriffe in den Überschwemmungsbereich des Rheins sowie in das Bauwerk der Rheinbrückenrampe erheblich infrage gestellt“. Sogar ein Neubau der Rampe, die erst vor wenigen Jahren generalsaniert wurde, müsste in Betracht gezogen werden. Auch beim dritten unterirdischen Lösungsansatz käme es zu einem enormen baulichen Aufwand. Zudem würde die Leistungsfähigkeit der Linien 1 und 9, die eh schon an der Kapazitätsgrenze fahren, eingeschränkt.

Was sind die Probleme einer oberirdischen Verbindung?

Auch für eine oberirdische Stadtbahnanbindung haben die Gutachter drei Varianten in den Blick genommen. Doch auch hier überwiegen die Probleme den Nutzen. Kurz gesagt, der Verkehr würde bei einer weiteren oberirdischen Linie zumindest zu Spitzenzeiten kollabieren. Ganz zu schweigen davon, was an Tagen passieren würde, wenn große Messen Menschenmengen nach Deutz locken. Denn: „Diese Varianten führen zur Inanspruchnahme von jeweils zwei Fahrspuren des motorisierten Individualverkehrs auf der Mindener Straße. Außerdem wäre der Eingriff in vorhandene Gehwegbereiche und Grünanlagen erforderlich“, lautet das Fazit.

Was ist die Lösung für den Deutzer Hafen?

Zwei Maßnahmen sollen zum einen die Anbindung des neuen Viertels an den Bahnhof ermöglichen und den erhöhten Bedarf an ÖPNV-Fahrten abdecken. Die Gutachter empfehlen, die bestehende Buslinie 150 so anzupassen, dass sie den Bahnhof und den Hafen miteinander verbindet. Verkehre die im Zehn-Minuten-Takt, könnte so die Nachfrageabgedeckt werden. Um das Mehr an Fahrgästen ins Linksrheinische auffangen zu können, soll auf der Strecke der Stadtbahnlinie 7 eine zusätzliche Linie 8 eingefädelt werden, die von Porz nach Sülz bis zur Universität fährt. So wäre in diesem Abschnitt eine Taktverdichtung und Kapazitätserweiterung erreicht.

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